Bewegte Zeiten: Chronik des Heimat- und Sportvereins Holperbachtal e.V.

Warum ein Verein? Oder wie alles begann ...

Als Ende 1978 klar war, dass die im Ortsteil Seifen bestehende Gaststätte Winkler schließen würde, bildete sich eine Initiative aus Bürgerinnen und Bürgern in den Ortschaften des Holperbachtals. Das Ziel: Ein neuer „Treffpunkt im Tal“. Die Initiative entwickelte sich zu einer Bewegung, in deren Folge weit mehr als nur ein Dorfgemeinschaftshaus realisiert wurde.

 

Das Vorhaben brauchte einen Träger. Dazu wurde am 24.08.1979 ein Verein gegründet, der Heimat- und Sportverein Holperbachtal. Dieser nahm unter dem Vorsitz von Dr. Günter Schäfer nach der Gründungsversammlung seine Arbeit auf. Die Anfangsjahre prägten die Planungen und Finanzierungsbemühungen zum Bau eines Dorfgemeinschaftshauses.

 

Als Grundstück für den Bau des Hauses bot sich eine am Ortsausgang Richtung Kaltau, zwischen der ehemaligen Volksschule Seifen und dem Spielplatz gelegene Weide an. Hauptsächlich durch eine Spendenaktion gelang es, den Kauf des Grundstücks von der Erbengemeinschaft Wirths zu finanzieren.

 

Der Zweck des Vereins ist in der Satzung festgeschrieben: „Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. (...) Zwecke des Vereins sind gleichermaßen Heimatpflege und körperliche Ertüchtigung seiner Mitglieder. Die Satzungszwecke werden insbesondere verwirklicht durch
- Pflege von Sauberkeit und Schönheit der Landschaft und Ortschaften
- Pflege und Schaffung von Ruhepunkten an Wanderwegen
- Sammlung von Gegenständen zur Geschichte des Holperbachtals (Schriften u.a.)
- Pflege und Fortsetzung vorhandener Bräuche und Traditionen
- Pflege und Erhaltung der vorhandenen Sport- und Spielstätten
- Durchführung gemeinsamer Wanderungen und Sportveranstaltungen
- Durchführung von Übungsstunden in verschiedenen Sportarten.“

 

Der Vorläufer: Die Spielplatzgemeinschaft in Seifen

Im Ortsteil Seifen existierte bereits ein Kinderspielplatz. Den hatte eine Interessentengemeinschaft junger Eltern einige Jahre zuvor auf einem Grundstück errichtet, das Otto Happ – selbst Mitglied dieser Gemeinschaft – zur Verfügung stellte. Außer dem Spielplatz war auf einem Nachbargrundstück ein Bolzplatz hergerichtet worden. Diese Einrichtungen, die bisher von einer nicht amtsgerichtlich beurkundeten „Spielplatzgemeinschaft“ unterhalten wurden, konnten so in den Aufgabenbereich des Vereins integriert und in die Trägerschaft überführt werden. Das Wesen dieser Gemeinschaft wurde prägend für die Vereinstätigkeiten und wurde Bestandteil der Satzung: Alle Arbeiten und die Tätigkeiten beteiligter Personen werden ehrenamtlich ausgeführt.

 

Am Anfang war der Einsatz immens. Im April 1982 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau des Dorfgemeinschaftshauses. Nach vielen Entwürfen hatten sich die Verantwortlichen für eine massive Bauweise in eingeschossiger Ausführung mit einem flach geneigten Binder-Satteldach entschieden. Bereits am 23. Juni 1984 konnte das fertige Haus mit einer Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben werden. Der Grundriss beinhaltete einen 60 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum, einen kleineren Clubraum mit Ausschankeinrichtung, Küche, Wirtschafts- und Lagerraum sowie Toilettenanlage.


Öffentliche Zuschüsse waren bis dahin nicht geflossen. Zur Einweihungsfeier wurde ein Kreiszuschuss in Höhe von 5.000 DM aus Mitteln der Jugendförderung überreicht. Die Provinzial-Versicherung stellte in der letzten Bauphase 3.000 DM für Brandschutzmaßnahmen zur Verfügung. Alle anderen bis zur Fertigstellung ausgeführten Arbeiten wurden in Eigenleistung erbracht sowie aus Eigenmitteln und einem Bankdarlehen finanziert.

 

Das Mobiliar der Räume sowie die Ausschankanlage wurden nach Abschluss eines Darlehensvertrags mit der Westerwaldbrauerei Hachenburg von dieser finanziert. Die Verbandsgemeinde Hamm/Sieg gewährte nach Inbetriebnahme des Hauses einen Zuschuss für den Einbau einer mobilen Wand zwischen dem Clubraum und dem größeren Veranstaltungsraum.

Von Anfang an ein volles Haus

Schon im Jahr der Fertigstellung wurde das neue Haus rege genutzt. Eine Tischtennisgruppe, die sich bereits vorher regelmäßig im Schulsaal der alten Volksschule zum Spiel traf, verlegte ihre wöchentlichen Übungsaktivitäten in das Dorfgemeinschaftshaus.


Schon bald bildete sich eine Mädchen- und Frauen-Gymnastikgruppe, die sich nicht nur zu ihren regelmäßigen Übungsstunden im neuen Haus versammelte, sondern in den folgenden Jahren das Vereinsleben mit zahlreichen anderen Aktivitäten und Veranstaltungen bereicherte. Sie ist bis 2010 eine der aktivsten Initiativen und Gruppen geblieben.

 

Als eine weitere Gruppe etablierte sich der Mittwoch-Treff, der sich bis heute zum Handarbeiten, Werkeln und Klönen alle zwei Wochen im Dorfgemeinschaftshaus trifft. Für Kinder und Jugendliche wurden Tischtennisübungsstunden und Spielangebote eingerichtet. An nahezu allen Wochentagen wurde das neue Haus durch Gruppen genutzt. Gleichzeitig ermöglichte das Haus die private Nutzung, etwa für Feiern. Der Bedarf war derart groß, dass der Vereinsvorstand Organisationsformen entwickeln musste, um den verschiedenen Anforderungen und einer sinnvollen Nutzung gerecht zu werden. Damals wurde ein Grundsatz beschlossen, der bis heute gilt: Vereinsangelegenheiten und Vereinsveranstaltungen haben Vorrang vor privater Nutzung.

Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses

Ende der 80er-Jahre wurden Erweiterungspläne geschmiedet, nachdem das Hauses für die Aktivitäten zu eng erscheint. Lagerplatz für Sportgeräte, aber auch für Material zur Instandhaltung und Pflege des Hauses und der Außenanlagen waren von Nöten. Die Lösung: Über die gesamte Giebelbreite des Hauses errichtete man ein rund 6 Meter tiefen Anbau – einen Bühnenraum als Erweiterung des großen Veranstaltungsraums und je ein Lager- und Wirtschaftsraum an den Außenseiten. Auch diese Baumaßnahme wurde weitestgehend in Eigenleistung erbracht. Zuschüsse flossen zur „Förderung des Umbaus von Sport-, Spiel- und Freizeitanlagen“ durch die Kreisverwaltung Altenkirchen und durch die Ortsgemeinde Forst. Nach Fertigstellung des Anbaus und Verklinkerung der Fassade konnten nach einer großzügigen privaten Spende auch die Außenanlagen gestaltet und ein gepflasterter Parkplatz angelegt werden. Das „Pflasterfest“ im August 1994 markierte das damit rundum fertig gestellte Dorfgemeinschaftshaus Forst-Seifen.

Aktivitäten und Wirken des Vereins

In den Folgejahren entwickelten sich die Aktivitäten im und um das Dorfgemeinschaftshaus und des Heimat- und Sportvereins weiter. Die in der Satzung gesetzten Zielen rückten in den Mittelpunkt. Es entstanden neue Gruppen und Engagements.

 

Der Verein hat zu einer positiven Veränderung und mehr Selbstbewusstsein in der Bevölkerung beigetragen: Seine Historie verdeutlicht, dass Menschen für ein gemeinsames Ziel mobilisiert werden können und dafür erheblichen Einsatz leisten. Zum anderen leben nach wie vor etliche aktive Mitglieder ehrenamtliches Engagement vor. Sie bieten uneigennützig den Bürgern sinnvolle Sport- und Freizeitbetätigung, Abwechslung und Unterhaltung sowie einen Treffpunkt an. Nicht zuletzt wirkt der Verein damit auch in das kulturelle Leben der Gemeinde hinein und kann ohne Überheblichkeit als ein Kulturträger bezeichnet werden. Außerdem finden im Dorfgemeinschaftshaus ab und zu Sitzungen des Ortsgemeinderates und Bürgerversammlungen statt. Auch Kindergarten- und Schulgruppen zählen zu den Nutzern der Einrichtung.

 

Besondere Erwähnung verdient eine Gruppe, die sich erst nach der Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses gebildet hat: die Senioren-Gymnastikgruppe. Diese rührige Gruppe feierte im September 2000 ihr 10-jähriges Jubiläum mit einem Sommerfest. Die jährlich zweimal stattfindenden Wandertage im Frühjahr (Himmelfahrt) und Herbst (Volkswandertag) sind inzwischen über die Grenzen des Holperbachtals hinaus bekannt und beliebt.

 

Im Frühjahr 2004 erstellte der SWR eine Reportage über die Ortsgemeinde Forst. Klar, das Dorfgemeinschaftshaus in Seifen als Vereinsheim des Heimat- und Sportvereins und Vortragsraum der beiden Chöre – dem Frauenchor Forst und dem MGV „Glück Auf“ Forst – war Teil des TV-Beitrags.

Die jüngere Entwicklung bis heute

Nach dem 30-jährigen Jubiläum des Vereins 2009 wurden noch einmal Baupläne geschmiedet: Öffentliche Gebäude und Einrichtungen benötigen behindertengerechte Zugänge und Toilettenanlagen. Gleichzeitig hatte der Platz hinter dem Gemeinschaftshaus und die Verbindung zum Spielplatz eine großzügige Um- und Neugestaltung nötig. Dank eines Zuschusses der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier für Maßnahmen zur Dorferneuerung wurden 2011 die Arbeiten begonnen. Eine von außen zugängliche, behindertengerechte Toilette entstand am südwestlichen Gebäudeteil. Zusätzlich wurde ein Teil des Außenbereichs zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Spielplatz überdacht sowie eine Treppe vom Haus zum Spielplatz errichtet. Dabei wurde ein alter, aus Bruchsteinen gemauerter Brunnen freigelegt und in die Außenanlagen integriert. Alle Maßnahmen konnten wieder dank erheblicher Eigenleistungen 2013 fertig gestellt werden.

 

Zum festen Jahresprogramm des Vereins gehören weiterhin die Frühjahrswanderung (Anfang Mai) und eine Herbstwanderung (Mitte Oktober). Die Seniorinnen- und Senioren- Gymnastikgruppe war bis 2018 aktiv. Die seit Beginn der 2000er-Jahre jährlich im Sommer stattfindenden Spiel- und Sportfeste für Kinder und Jugendliche wechseln sich seit 2011 mit einem Seifenkistenrennen ab. So verwandelt sich der Ortskern von Seifen alle zwei Jahre Ende August oder Anfang September in ein Seifenkisten-Motodrom. Das über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Spektakel wird mit der Ortsgemeinde Forst organisiert. Im Sommer 2018 fand diese Veranstaltung bereits zum 5. Mal statt.
 

Zu den Traditionsveranstaltungen gehört ebenfalls der Sankt-Martins-Zug im Holperbachtal. Musikalisch wird er durch den benachbarten Jugendmusikkreis Holpe begleitet. Nach einem Martinsfeuer treffen sich Alt und Jung zur geselligen Runde im Dorfgemeinschaftshaus. Zudem werden Senioren- und Familienkaffeetrinken, vor allem in der Advents- und Vorweihnachtszeit, angeboten, hin und wieder ein Flohmarkt. Seit einigen Jahren finden jeweils ein Frühlings- und ein Herbstfest statt, auch hat sich ein Osterfeuer als für ein gemütliches Zusammensein etabliert. Regelmäßige Aktivitäten ergänzen das Programm, wie die seit fast 30 Jahren ganzjährig aktive Seniorengymnastik-Gruppe, sonntägliche  Mountainbike-Touren im Sommer und spontane Tischtennismatches im Winter.

Informationen und Termine finden Interessierte auf der 2018 neugestalteten Webseite www.hsv-holperbachtal.de. Die klassischen Veranstaltungen werden auch im Mitteilungsblatt der VG Hamm/Sieg angekündigt.